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Freiwilligenarbeit als Mittel gegen Langeweile

11.07.2014

Freiwilligenarbeit als Mittel gegen Langeweile

Christian – Hitsch – Flisch in Chur wird 68 Jahre alt und ist immer noch voller Tatendrang. Kürzlich hat er über die Organisation Rent a Rentner eine – bezahlte – Arbeit gefunden, bei einem Möbelgeschäft in Chur. Dort erledigt er neu Büroarbeiten. Den grössten Teil seiner Zeit verbringt er jedoch mit unbezahlter Freiwilligenarbeit. Zum Beispiel am Eidgenössischen Jodlerfest in Davos. Dort wollten einige Freiwillige nur ganz bestimmte Arbeiten übernehmen. Hitsch Flisch kann man dann dort einsetzen, wo man ihn braucht – er macht alles. Es müssten ja alle Arbeiten gemacht werden, meint er. So war er fast eine Woche lang als Springer unterwegs. Doch er ist nicht einer, der sich einfach unterwirft – er gibt den Organisatoren am Schluss auch hilfreiche Verbesserungsvorschläge. Und weil er seine Sache gut macht, nimmt man ihn auch ernst.

"Die Patrouille Suisse liegt mir am nächsten"

Am liebsten aber organisiert er. Er ist ein Macher. Wenn er organisiert, dann von A bis Z alles. Und zwar gründlich. Dabei notiert er sich nichts, er hat alles im Kopf – trotz eines Hirnschlages, der ihm für einige Zeit die Sprache geraubt hatte. Einzig Verträge macht er schriftlich – zum Beispiel mit den Schlagersängerinnen und -sängern, die er früher regelmässig für Schlager-Galas im Forum im Riedt organisierte. Auf die Idee kam er während seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Schlagersängerin Marianne Cathomen, deren Fanclub er präsidierte und die Künstlerin an zahlreiche Events begleitete. Er organisierte auch Motorradtouren für eine Gruppe von 10 Kolleginnen und Kollegen. War Speaker für Reitturniere in Felsberg und für die Musikgesellschaft – alles ehrenamtlich. Als er krankheitsbedingt ein Jahr vorzeitig in Pension ging, brauchte er bald neue Herausforderungen, damit ihm nicht langweilig wurde. "Ich kann doch nicht den ganzen Tag die Fischrute ins Wasser halten", meint der umtriebige Tausendsassa. Da meldete er sich beim Fanclub der Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe, der Patrouille Suisse, als Helfer. Dort hilft er im Verkaufs-Shop des Fanclubs mit, beim Ein- und Ausräumen der Halle auf dem Flugplatz, an Fachtagungen oder als Parkplatzeinweiser bei grossen Fluganlässen. Dieses Engagement ist dasjenige, das ihm am meisten am Herzen liegt.

"Viele Sachen könnten nicht gemacht werden"

Noch vor seiner Pension präsidierte er – ehrenamtlich, versteht sich – den Unihockey Club Rot Weiss Chur. Seine Frau wollte auch mitmachen – sie stellte die Festwirtschaft dazu auf die Beine. Auch aus gesundheitlichen Gründen musste Hitsch Flisch sein Amt nach sieben Jahren schweren Herzens abgeben. Doch der Hansdampf lässt sich durch gesundheitliche "Kapriolen", wie er es nennt, nicht ins Bockshorn jagen – er ist ein Stehaufmännchen. Jammern ist nicht sein Ding, lieber setzt er seine Kraft für eine Gemeinschaft, eine Organisation ein, die auf freiwillige Helfer angewiesen ist. Er hatte auch keine Mühe, für die Schlager-Galas selber welche aufzubieten. Und er kann auf ein grosses Netzwerk zurückgreifen. Mit seiner humorvollen, zugänglichen Art knüpft er leicht Kontakte. Dabei hat er immer einen passenden Spruch auf Lager.

Warum Hitsch Flisch sich so intensiv freiwillig engagiert? "Das ist wohl das Erbe meiner Mutter." Diese habe sich schon immer ehrenamtlich zur Verfügung gestellt, habe Alte und Kranke besucht, in der Kirchgemeinde in Davos während des Gottesdienstes Kinder gehütet. Das sei irgendwie selbstverständlich gewesen. Er selber könne gar nicht alles aufzählen, was er so mache – er könnte ein ganzes Buch schreiben. Das glaubt man ihm sofort. Er hat zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Militär und Sport kennen gelernt durch seine vielen freiwilligen Aktivitäten. Er sagt dies, ohne sich zu brüsten – er findet es einfach eine schöne Entschädigung für sein Mitwirken. "Viele Sachen könnten ja gar nicht gemacht werden ohne freiwillige Helfer", sinniert er. Das brauche es einfach.

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