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Aus Gemeinwohl und Solidarität Sinn schöpfen

15.07.2014

Aus Gemeinwohl und Solidarität Sinn schöpfen

Dora Hunger lebt mit ihrem Mann in Safien. Aufgewachsen ist die 61jährige in Ilanz. Die Gemeinde Safiental, zu der nebst Safien seit letztem Jahr auch Tenna, Valendas und Versam gehören, zählt knapp 1000 Einwohnerinnen und Einwohner. Im Safiental kennt man sich.  Wer dort wohnt, arbeitet in der Regel auch dort. Es gibt viele Zuzüger, die immer wieder neue Impulse ins Tal bringen – und offenbar auch den Sinn für Solidarität. Sich engagieren, auch ehrenamtlich, ist nichts Aussergewöhnliches.

Dora Hunger engagiert sich mit fünf weiteren Frauen ehrenamtlich für den Verein "Altwerden in Safiental", der kürzlich sein 10-Jahres-Jubiläum feiern konnte. Die frühere Primarlehrerin wurde von der Pfarrerin angefragt, dort mitzuwirken. Die zierliche, aparte "Jungseniorin" und (immer noch) Blockflötenlehrerin war früher Vermittlerin beim Heimpflegeverband – ihre Tätigkeit entsprach dem einer Einsatzleiterin. Damals gab es in Safien noch keine professionelle Spitex. Mit der Reorganisation und Professionalisierung dieses Dienstes wechselte Dora Hunger in den Vorstand der Spitex Foppa. Durch diese Tätigkeiten ist die dreifache Mutter bestens mit dem Thema Alter und Betreuung vertraut – auch in geschichtlicher und politischer Hinsicht. Die Wahlsafierin mit Safier Wurzeln weiss viel Wissenswertes über ihre Heimat zu erzählen, und man erkennt in ihr sofort einen weiten geistigen Horizont, gepaart mit der Bodenständigkeit, Gelassenheit und Bescheidenheit, die Menschen eigen ist, die im ländlichen Raum aufgewachsen sind.

Vermitteln, organisieren, Beziehungen pflegen

Der Verein "Altwerden in Safiental" möchte der älteren Bevölkerung Angebote bieten, die ihnen das Leben zu Hause erleichtern. Am Anfang war ein Beratungstelefon geplant. Es zeigte sich schnell, dass dies keinem Bedürfnis entsprach. Die Koordinationsgruppe – die Jüngeren sind um die 40 – richteten also einen Besuchsdienst ein. "Wir haben mehr Freiwillige, die besuchen würden, als solche, die besucht werden wollen", sagt Dora Hunger.  Im Moment sind es etwa sechs Menschen, die mindestens viermal im Jahr von immer derselben Person besucht werden. Die Betagten werden auch im Altersheim ausserhalb des Tals weiter besucht, sofern sie dies wünschen. Weiter organisiert Hunger zusammen mit ihren Kolleginnen gesellige Anlässe, die etwa zweimal im Jahr in einem Restaurant in Safien stattfinden. Diese Treffen sind sehr beliebt. Da findet jeweils ein Referat statt, zum Beispiel zum Thema Ernährung oder zu Patientenverfügungen. Doch im Zentrum steht der gesellige Teil: das gemeinsame Mittagessen oder Zvieri, wo nach Herzenslust geschwatzt wird. Einmal im Jahr gibt es auch eine Reise, die ebenfalls sehr gut besucht wird. Dieser Ausflug – dieses Jahr führt er nach Splügen – ist auch für diejenigen Menschen geeignet, die nicht mehr so mobil sind – sie finden durch den Verein die Unterstützung, die ihnen ein solches Vergnügen ermöglicht.

Speziell in Hungers Zuständigkeitsbereich fällt die Organisation der Fusspflege. Zwei Podologinnen arbeiten zu günstigen Bedingungen für den Verein. So bleibt den Seniorinnen und Senioren der strapaziöse Weg zum Tal hinaus erspart.

Die eigenen Grenzen anerkennen

Als sich Dora Hungers Mann selbstständig machte, half sie im Geschäft mit. Ihr freiwilliges Engagement im Rahmen des Vereins "Alt werden im Safiental" gründet in ihrem Wunsch, etwas zur Gemeinschaft beitragen zu wollen, sie möchte "etwas Sinnvolles tun". Wenn sie an diesen geselligen Anlässen mit dabei ist, freut sie sich über die Freude der Beschenkten. Gemeinsinn und Solidarität sind Werte, die ihr Kraft und Sinn geben. Dennoch würde sich die kluge Frau nicht für andere aufopfern. Sie erzählt von einem anderen Freiwilligeneinsatz, den sie früher einmal ausgeübt hatte. Sie begleitete eine MS-kranke  Person zwei Wochen lang während deren Ferien. Es handelte sich um ein Ferienangebot für MS-Kranke. Da gab es Betroffene in ihrem Alter – sie war gerade 40 Jahre alt. Dieses Erlebnis setzte ihr enorm zu. Sie hatte keine Vorstellung, wie schwer es ihr fallen würde, dieses Leid auszuhalten. "Ich habe es danach nie wieder gemacht, es ging mir zu nahe", erzählt die einfühlsame Frau. Sie respektiert ihre Grenzen – und schöpft ihren Spielraum mit spürbarer Sorgfalt aus.

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